Um komplexe Phänomene zu erkennen, ist es einfacher zu wissen, wann sie nicht vorkommen. Häufig ist es so, dass wir automatisch annehmen, etwas sei komplex. Dabei ist es lediglich für das eigene Gehirn kompliziert, die Information zu verarbeiten.
Wenn deine Kollegin Maria aus dem
Marketing über CPC-, PPC und den ROI ihrer Kampagne spricht, verstehst du als Logistiker:in wahrscheinlich nur Bahnhof. Gleiches passiert dir, wenn Kilian aus der Softwareentwicklung plötzlich nur noch in der Programmiersprache Python mit dir sprechen würde. Würdest du jedoch täglich die gleichen Aufgaben wie deine Kolleg:innen ausführen und das Gleiche studiert haben, könntest du problemlos am Gespräch teilhaben.
Nur weil etwas kompliziert ist, ist es also nicht automatisch komplex. Für dein Weltverständnis ist das der Dreh- und Angelpunkt. Denn erst, wenn dein Gehirn etwas nicht mehr verstehen kann, ist es komplex. Wie sich Komplexität auf unser Denken auswirken kann, zeigt auch AD(H)S. Aufgrund des Ungleichgewichts an Neurotransmittern ist das Gehirn nicht mehr in der Lage, viele Informationen auf einmal zu verarbeiten. Das erschwert auch Impulskontrollen. So erschweren viele verschiedene Gedanken im Kopf die Konzentration. Aufgaben wie ein Formular ausfüllen, dauert in der Regel drei bis fünf Minuten. Mit AD(H)S kann es beispielsweise 30 Minuten dauern, wenn zu viel Unruhe im Kopf herrscht. Das macht es AD(H)S Diagnostizierten noch schwerer, komplexe Sachverhalte zu durchdringen. Es dauert länger und auch der Weg könnte schwerfälliger sein. Denn nicht immer sind es viele Gedanken, die Unruhe in das Denken bringt. Manchmal ist es auch nur ein Gedanke. ADHS kann nämlich auch bedeuten, dass ein Gedanke den vollen Raum einnimmt und kein anderer Gedanke Platz findet, bis das komplexe Problem gelöst
wird.