An diesen 9 Symptomen erkennst du, dass deine Online-Schulungen deine Mitarbeiter überfordern
Die Vorteile von Online-Schulungen in Unternehmen sind offensichtlich. Aber könnte es womöglich sein, dass du deine Mitarbeiter mit zu viel Input überforderst? Dieser Artikel beschreibt 9 teils überraschende Symptome, an denen du die kognitive Überlastung deiner Angestellten erkennst.
So erkennst du kognitive Überlastung durch Online-Schulungen
Das menschliche Gehirn kann nur eine bestimmte Menge an Informationen erfassen, bevor sich unerwünschte Nebenwirkungen einstellen. Sie halten uns im Beruf davon ab, aufgenommenes Wissen zu verarbeiten und unsere Fähigkeiten zu erweitern. Kurzum: Kognitive Überforderung ist Gift für die Stimmung im Team und die Rentabilität deiner Weiterbildungsprogramme. Aber woran erkennst du, dass du eine Grenze erreicht hast und den Content deiner Online-Schulungen verdaulicher portionieren musst? Hier kommen 9 glasklare Signale dafür, dass deine Mitarbeiter kurz vor einem Kabelbrand stehen.
1. Deine Mitarbeiter vergessen bereits Gelerntes
Unser Gehirn hat nur begrenzten Speicherplatz für neue Informationen. Und auch unser Gedächtnis muss konstant aufgefrischt werden, damit die Erinnerungen intakt bleiben. Kognitive Überlastung kann dazu führen, dass Menschen sogar grundlegende Konzepte oder kürzlich erworbenes Wissen vergessen. Deine Mitarbeiter erinnern sich plötzlich nur noch schwer an alle Schritte bestimmter Arbeitsprozesse oder einfache Abläufe? Dann wird es Zeit, dass du sie entlastest und neues Wissen verdaulicher aufbereitest.
2. Deine Mitarbeiter wenden neues Wissen nicht in realen Kontexten an
In der Hoffnung, dass irgendwas hängen bleibt, bombardierst du deine Mitarbeiter mit neuen Informationen. Und stellst am Ende fest, dass sie all die tollen Ideen nicht am Arbeitsplatz anwenden können. Sie haben vielleicht die Theorie verstanden. Die damit verbundenen Konzepte bekommen sie dennoch nicht im Arbeitsalltag umgesetzt. Das liegt daran, dass es für eine solche Anwendung Reflexion und Metadenken braucht. Um Wissen praktisch anzuwenden und damit Probleme zu lösen, müssen sie die Materie wirklich durchdrungen haben. Das klappt aber nicht, wenn sie konstant überlastet sind.
3. Deine Mitarbeiter leiden unter Stress und Angstzuständen
Anstrengende und stressige Phasen sind heute in vielen Jobs normal. Kognitive Überlastung ist jedoch zusätzlicher Ballast, der am Arbeitsplatz zu Stress und Angstzuständen führen kann. In solchen Fällen ist der Zustand des betroffenen Mitarbeiters dann oft nicht an einem offensichtlichen Grund festzumachen, wie zum Beispiel einem Konflikt mit einem Kollegen. Die kognitive Überlastung führt zu negativen Gefühlen, die die Produktivität und Arbeitsleistung beeinträchtigen.
Diese Person fühlt sich dann mental so stark unter Druck gesetzt, dass die Erschöpfung auch ihre Emotionen in Mitleidenschaft zieht.
4. Deine Mitarbeiter halten sich nicht an Leit- und Richtlinien
Du hast in den letzten Online-Schulungen alle Richtlinien zum Thema Compliance abgedeckt, aber deine Mitarbeiter riskieren durch Regelverstöße trotzdem, dass das Image deines Unternehmens Schaden nimmt? Oder sie riskieren gar ernstzunehmende Sanktionen? Das kann an zwei unterschiedlichen Folgen kognitiver Überlastung liegen. Erstens können sie sich aufgrund der Informationsflut der letzten Zeit vielleicht einfach nicht mehr an die Leitlinien erinnern. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sie ohne genügend Zeit für Reflexion kein Gefühl für die Relevanz der Unternehmensrichtlinien entwickeln konnten. Stelle deinen Mitarbeitern daher unbedingt kurze und verständliche Content-Einheiten zur Verfügung, mit denen du ihre Erinnerung auffrischst und die praktische Relevanz der Inhalte unterstreichst. Mache ihnen klar, wie fehlende Compliance ihrer Job-Performance und dem Unternehmen als Ganzes schadet.
5. Es kommt zu Spannungen unter Kollegen
Die Arbeitsatmosphäre unter deinen Mitarbeitern war noch nie so angespannt? Die Kollegen diskutieren ständig und Konflikte gehören inzwischen zur Tagesordnung? Dann kann es sein, dass sie kognitiv überlastet sind. Der Frust und der Stress der überfordernden Online-Schulungen kommt hier zum Vorschein und ist mittelfristig eine ernsthafte Gefahr für deinen Umsatz. Dazu kommt, dass sie ohne effektive Schulungsmaßnahmen kein Gefühl für die Bedeutung einer gesunden Team-Dynamik bekommen. Steuere dem entgegen, indem du soziale und kollaborative Online-Trainings anbietest, die den Teamgeist, Respekt und gegenseitiges Verständnis fördern. Dann sind sie bald wieder in der Lage, Probleme gemeinsam zu lösen und komplexe Aufgaben in greifbare, realisierbare Schritte zu zerlegen.
6. Ihr Selbstvertrauen geht spürbar zurück
Wenn Online-Schulungen deine Mitarbeiter überfordern, kann der Frust dazu führen, dass ihr Selbstvertrauen leidet. Besonders im Bezug auf Aufgaben und Verantwortungsbereiche im Unternehmen. Sie fühlen sich nicht mehr in der Lage, die nötigen Informationen und Fähigkeiten zu erlernen, die sie brauchen, um Probleme und Situationen erfolgreich zu lösen. Dadurch ziehen sie sich immer weiter in ihre Komfortzone zurück und verpassen wertvolle Gelegenheiten, sich weiter zu entwickeln. Ein Symptom dafür ist, dass einzelne Mitarbeiter ihren Kollegen bei der Verteilung anspruchsvoller Aufgaben immer häufiger auch dann den Vortritt lassen, wenn zusätzliche Anerkennung oder eine Beförderung winken.
7. Deine Mitarbeiter sind nicht mehr entscheidungsfähig
Effektive Online-Schulungen vermitteln Mitarbeitern die Kompetenzen, die sie brauchen, um ihre Ziele zu erreichen und ihr volles Potenzial zu entfalten. Wenn die kognitive Überlastung aber die Aufnahme dieser Fähigkeiten behindert, sind sie nicht mehr für ihre Aufgaben gewappnet. Das führt dazu, dass sie keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen und Probleme nur noch mit der Hilfe ihrer Kollegen oder Vorgesetzten lösen.
Die Problemlösungsstrategien, die sie sich angeeignet haben, gehen zunehmend durch die Vergessenskurve verloren. Oder sie haben das relevante Wissen von vornherein nicht aus der Informationsflut herauslesen können. So können sie neue Gedanken nicht mehr mit bereits vorhandenen mentalen Schemata verknüpfen. Das beeinträchtigt sowohl ihre Entscheidungsfähigkeit als auch ihr professionelles Grundwissen.
8. Ihre Partizipationswerte sinken
Dies ist das am einfachsten quantifizierbare Symptom kognitiver Überlastung durch Online-Training. Dein Lern-Management-System ermittelt gewaltige Mengen von Daten, mit denen du von Werten zur Mitarbeiterbeurteilung bis zu den Zufriedenheitswerten deiner Angestellten alles nachvollziehen kannst. Nutze diese Statistiken auch, um die Beteiligung deiner Mitarbeiter an den Online-Schulungen zu verfolgen und Bereiche für Verbesserungen auszuloten. Niedrige Partizipationswerte sprechen für ein generell geringes Interesse oder die ersten kognitiven Verschleißerscheinungen. Mitarbeiter sind nicht in der Lage, nur solange aktiv an Online-Schulungen teilzunehmen, wie es ihre Konzentration zulässt, und dann präventiv abzuschalten. Sie lassen sich weiter torpedieren, bis sich ihr Gehirn aus Selbstschutz ablenkt oder völlig ausklinkt.
9. Deine Mitarbeiter können sich nicht konzentrieren
Deine Mitarbeiter sind nicht in der Lage, sich auf ihre aktuelle Aufgabe zu konzentrieren oder ihrer Verantwortung nachzukommen? Sie wirken auch dann zerstreut, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht von sichtbaren externen Einflüssen beansprucht wird? Dann gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine innerliche, mentale Blockade wie eine Überlastung durch zu viel Information, die ihre synaptischen Schaltkreise kurzschließt. Ihr Arbeitsspeicher ist so überladen, dass sie die Daten weder verarbeiten noch auf ihrer Festplatte speichern können.
Hast du eines oder mehrere dieser Symptome bei deinen Mitarbeitern beobachtet? Manche Folgen kognitiver Überlastung wie hoher Stress und emotionales Chaos sind von außen nur schwer zu erkennen. Andere, wie offensichtliche Verstöße gegen offizielle Unternehmensrichtlinien fallen dagegen direkt ins Auge. Etabliere eine offene und respektvolle Kommunikationskultur und bitte deine Mitarbeiter regelmäßig um ehrliches Feedback. Das hilft dir, solche Entwicklungen früh genug zu erkennen.
Willst du mehr über die mentalen Belastungsgrenzen deiner Mitarbeiter lernen? In dem Artikel Cognitive Limitations Of Adult Learners In eLearning: 6 Factors To Consider erfährst du alles über die kognitiven Grenzen erwachsener Lerner. Nutze dieses Wissen, um den Wissenserhalt deiner Schulungen zu verbessern und kognitiver Überlastung vorzubeugen.
Autor Christopher Pappas ist Gründer des Netzwerks eLearning Industry, der größten Online-Community für Menschen, die professionell im Bereich E-Learning tätig sind. Er hat einen MBA und einen MEd (Learning Design) an der Bowling Green State University und ist außerdem E-Learning-Blogger, Edu-Techpreneur, E-Learning-Analyst, Redner und Social-Media-Addict.