Das Zeitalter der Emojis
Welche Sprache verbreitet sich heute weltweit am schnellsten?
Englisch? Spanisch? Chinesisch? Keineswegs! Denn wer braucht noch Wörter, um sich zu verständigen, wenn sich alles auch über einen bloßen Gesichtsausdruck vermitteln lässt (oder ein Gespenst, Luftschlangen, eine geballte Faust, ein gebrochenes Herz…).
Sogenannte Emojis (japanisch für Bildschriftzeichen) verdrängen die Sprache in elektronischen Nachrichten immer mehr. Manche betrachten diese Ideogramme als Schande für die klassische Satzstruktur. Trotzdem ist die beliebte und weit verbreitete Verständigung durch Emojis aus der heutigen Kommunikationskultur nicht mehr wegzudenken. Sony produziert derzeit sogar einen Film über die japanischen Bildschriftzeichen und darüber, wie diese in unsere Smartphones gelangen.
Aber wie haben es diese simplen Bildchen überhaupt geschafft, so beliebt zu werden? Die Antwort ist einfach. Emojis können Gedanken und Emotionen viel schneller und einfacher vermitteln als Wörter. So mancher sieht die Nutzung der Bildchen als reine Bequemlichkeit, denn wieso sollte man viel Zeit darauf verwenden, emotionale Antworten detailliert auszuformulieren, wenn man auch einfach ein Gesicht mit Freudentränen verschicken kann? Schließlich haben schon die Höhlenmenschen und die alten Ägypter Bilder verwendet, um Dinge zu erklären. Das liegt vielleicht einfach daran, dass Bilder in der Lage sind, Sprachbarrieren zu überwinden.
Wie Monica Lewinsky kürzlich in einem Beitrag des “Guardian” zum Thema Cyber-Mobbing erwähnte, kann unser Gehirn Bilder wesentlich schneller erfassen als reinen Text. Sie ist daher der Ansicht, dass Opfern von Cyber-Mobbing am schnellsten mit passenden Bilder geholfen werden kann, um sie von einem Gefühl des Alleinseins und Traurigkeit in einen besseren Gemütszustand zu versetzen. Aus diesem Grund entwirft Monica Lewinsky für diesen Zweck eine ganze Reihe von speziellen Emojis.
Bilder sind für uns meist unmittelbar und intuitiv erkennbar. Es kostet unser Gehirn nur wenig Mühe, deren Bedeutung zu entschlüsseln. Hier ein Beispiel: ein Schild mit einem roten Kreis und einem durchgestrichenen Hund vermittelt uns sofort, dass keine Hunde erlaubt sind. Genauso wissen wir genau, was das Diskettensymbol in einem Textverarbeitungsprogramm bedeutet. Dabei spielen vor allem Assoziationen eine Rolle, die wir bereits im Vorfeld einmal abgespeichert haben.
Das menschliche Hirn ist generell so gepolt, dass es besonders schnell auf visuelle Reize reagiert. Genau deshalb eignen sich die einfachen Zeichnungen in simpleshow Erklärvideos so gut, um Botschaften einfach und verständlich zu transportieren.
Vielleicht hat die jüngere Generation aber auch nur deshalb Gefallen an den lustigen Bildchen gefunden, weil sie Abkürzungen für emotionale Ausdrücke wie „LOL“ einfach nicht mehr sehen kann.
Eines ist jedenfalls sicher: Emojis wird es weiterhin geben. Dafür steht auch das Wort des Jahres 2015 des englischen Oxford-Wörterbuchs, das den Namen eines besonders gängigen Emojis trägt:
„Face with Tears of Joy“, übersetzt „Gesicht mit Freudentränen“.