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Cognitive Biases

Warum nehme ich nicht ab? Diese Frage gehört tatsächlich zu den meist gestellten Fragen der modernen, westlichen Gesellschaft. Bei Google eingegeben, liefert die Suchmaschine über 30 Millionen Antworten. Dabei  iegt der hauptsächliche Grund auf der Hand – oder besser gesagt, im Hirn. Denn was das Thema  Fettverbrennung angeht, lebt es noch in der Steinzeit und spart die Körperenergie gerne an, falls der Löwe um die Ecke kommt und der Mensch sich verteidigen muss. Sie fragen sich, was das mit Cognitive Biases zu tun hat? Eine ganze Menge.

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Wie Cognitive Biases mit der Evolution zusammenhängen, warum sie uns zu falschen Entscheidungen führen und was das mit dem Arbeitsalltag zu tun hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.

 

Cognitive Biases – das steckt hinter dem Begriff

Generell meinen Cognitive Biases, auch kognitive Verzerrungen genannt, systematische und unbewusste Verfälschungen in Wahrnehmungen, Entscheidungen und Urteilsfindungen des Menschen. Sie verleiten ihn zu unzuverlässigem Denken, schränken ihn in seiner Meinungsfindung ein und führen letztendlich dazu, dass er nicht immer eine optimale Entscheidung tritt. Zudem wirken sich Cognitive Biases negativ auf innovative Ideen und kreatives Denken aus. Doch warum ist das so?

email marketing for productivityKognitive Prozesse spielen sich im Menschen auf zwei Ebenen ab. Die erste Ebene gleicht einer Art Autopilot. Schnell, automatisch und mühelos steuert er das menschliche Verhalten und trifft rund um die Uhr Entscheidungen für den Menschen, ohne dass dieser es bewusst wahrnimmt. Ob er aufsteht oder nicht, ob er frühstückt oder nur einen Kaffee trinkt, ober er Zeitung liest oder Social Media checkt, auf Ebene 1 läuft alles unbewusst ab. Ebene 2 hingegen ist schwerfällig und führt langsame, sequentielle Denkprozess ab. Sie agiert, wenn es um wichtige Entscheidung geht, wie zum Beispiel den Job zu wechseln oder nicht. Bedingt durch ihre Unterschiedlichkeit, ist das Zusammenspiel beider Ebenen oft nicht leicht – ein Nährboden für Cognitive Biases.

 

Warum unsere Zeit das perfekte Umfeld für Cognitive Biases bietet

Social Media als Teil der marketing Trends 2020Zurück zu Löwe und Steinzeit. Während unser Hirn in manchen Bereichen noch in der Steinzeit feststeckt und in seiner evolutionären Entwicklung extrem langsam ist, befindet sich die Umwelt der Gegenwart auf der Überholspur. So wurden zum Beispiel 90 Prozent des heutigen weltweiten Datenbestands in den letzten zwei Jahren erzeugt. Und jeden Tag kommen über fünf Trillionen Bytes hinzu – das ist eine Zahl mit zwölf Nullen! Dass das menschliche Gehirn mit dieser Schnelligkeit und Komplexität nur schwer mithalten kann, steht außer Frage. Genau da kommen Cognitive Biases ins Spiel.

Cognitive Biases helfen dem Menschen nämlich, die enorme Menge an Informationen einzuordnen, die ihn umgeben, und befähigen ihn gleichzeitig, auch in unsicheren Situationen schnell handeln zu können. Dafür greift der menschliche Organismus auf Ebene 1, den Autopiloten, zurück. Mittels routinierter Denkprozesse, bestehender Überzeugungen und Erfahrungswerten aus der Vergangenheit trifft er dann Entscheidungen, die nicht immer die besten sind. Er bedient sich also mentaler Abkürzungen, sogenannter Heuristiken, und macht den Weg frei für Cognitive Biases.

 

Darum sind Heuristiken gut – und trotzdem nicht optimal

cognitive bias denkprozesseEines vorweg: Mentale Abkürzungen sind nicht immer schlecht. In vielen Lebenssituationen liefern sie schnelle Lösungen und helfen, sichere und unkomplizierte Wege zu gehen. Nur ist sicher und unkompliziert etwas, das im Arbeitsalltag nicht unbedingt die beste Lösung ist. Denn Heuristiken führen zu Fehleinschätzungen und Cognitive Biases. Die wiederum verhindern innovatives Denken, das über den Tellerrand hinausgeht. Ist ein Unternehmen nicht innovativ und macht es alles nach dem Motto „Das haben wir immer schon so gemacht!“, so kann es auf lange Sicht nicht am Markt bestehen.

Um wettbewerbsfähig und auf Höhe der Zeit zu bleiben, gilt es also, Cognitive Biases aufzuspüren, zu verstehen und zu eliminieren. Dazu ist es in erster Linie nötig, die relevantesten Cognitive Biases zu kennen und zu wissen, in welchen Situationen sie auftreten können. Die folgenden fünf Cognitive Biases sollten Sie deswegen auf jeden Fall im Hinterkopf haben:

 

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1. Der Anchoring Bias

Als einer der wichtigsten Cognitive Biases meint der Anchoring Bias den Einfluss von bereits bekannten Informationen auf die Entscheidungsfindung des Menschen. So kann es zum Beispiel beim Brainstorming im Team passieren, dass ein Anwesender zu Beginn der Besprechung einen bestimmten Aspekt anspricht und sich alle weiteren Ideen nur um diesen herum ausrichten, anstatt unabhängig zu sein.

 

bandwagon cognitive bias

2. Der Bandwagon Bias

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie lassen die Ideen Ihres Teams offen vor der Gruppe mit Punkten bewerten. Mit Sicherheit geben die Teammitglieder eher der Idee ihre Punkte, die bereits einige davon angesammelt haben, und nicht jenen, die noch keine Punkte haben. Hier liegt ein klassischer Bandwagon Bias vor – der Mitläufer-Effekt -Menschen schließen sich gerne bereits beliebten Ideen und Gruppen an.

 

3. Der Confirmation Bias

Auch der Confirmation Bias ist einer der wichtigsten Cognitive Biases. Er beschreibt die Tendenz des Menschen, Information zu bevorzugen, die seine Überzeugungen oder auch Vorurteile bekräftigen. Gilt es also beispielsweise, sich im Team für oder gegen eine Idee zu entscheiden, so macht am Ende sehr wahrscheinlich die Idee das Rennen, die den Überzeugungen der Teammitglieder am ehesten entspricht. Die Wahl erfolgt dabei rein subjektiv und nicht objektiv im Sinne des Unternehmens.

 

4. Die funktionale Fixierung

Der Mensch betrachtet Dinge nur in ihrer üblichen Funktion, ohne über neue Verwendungsmöglichkeiten nachzudenken. Das ist typische für die funktionale Fixierung, die ebenfalls zu den wichtigsten Cognitive Biases gehört. Das behindert Innovationen und Weiterentwicklung. Ein klassisches Beispiel aus der Praxis ist Nokia: Einst Weltmarktführer in Sachen Mobiltelefone, hat das Unternehmen den Trend zur Weiterentwicklung in Richtung Smartphone verpasst und ist heute Weg von der Spitze.

 

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5. Der Framing Bias

Nummer fünf der wichtigsten Cognitive Biases ist der Framing Bias. Er sorgt dafür, dass Menschen sich beeinflussen lassen, ob sie Informationen subjektiv gut oder schlecht präsentieren. So wird eine bei gutem Wetter enthusiastisch vorgetragene Idee garantiert besser bewertet, als eine bei Regenwetter von einem unmotivierten Vortragenden präsentierte Idee.

 

 

 

Cognitive Biases lassen sich austricksen

Wer diese wichtigen Cognitive Biases kennt, hat den ersten wichtigsten Schritt zur Vermeidung derselben getan. Denn ist eine kognitive Verwirrung erst einmal identifiziert, so kommt es nur auf die richtige Technik an, um sie abzuwenden. Hierbei hilft es zum Beispiel, schon vor einer Bewertung Kriterien festzulegen, die der objektiven Meinungsbildung dienen. Zudem ist es ratsam, sich nicht von Gruppendynamiken beeinflussen zu lassen und Dinge mit ein wenig Abstand zu bewerten. Auch der Blick eines Dritten von Außen kann zu einer besseren Entscheidungsfindung ohne Cognitive Biases führen. Wichtig ist nur, dass Sie die Verwirrung erkennen. Denn eigentlich wissen Sie ja, dass die Steinzeit vorbei ist.